"Wer macht denn heute einmal den Moderator?" "Herr Meier, moderieren Sie doch heute bitte die Sitzung." So oder so ähnlich beginnen viele Arbeitssitzungen. Nachdem ein "Moderator" gefunden wurde, beginnt die Sitzung und der Moderator seine Arbeit. Meist beschränkt sich diese auf Wortmeldungen festhalten, auf die Pausenzeiten achten und die Punkte auf der Tagesordnung abzuhaken. Doch ist diese Vorgehensweise im Sinne guter Moderation vernünftig, oder werden hier evtl. Ressourcen verschenkt? Überlegen wir doch einmal kurz, welche Ziele Moderation eigentlich verfolgt und welche Rolle der Moderator dabei hat:
Ziel der Moderation oder was bringt Moderation eigentlich?
Durch Moderation sollen alle an einer Arbeitssitzung (Workshops, Meetings, Besprechungen, Quality-Circles usw.) Beteiligten so gut wie möglich in die verschiedenen Arbeitsphasen mit einbezogen werden, um dadurch die gesteckten Ziele besser zu erreichen. Durch Moderation soll erreicht werden, dass sich die Teilnehmer auf die Inhalte konzentrieren und dadurch ihre Ressourcen (Kreativität, Erfahrungen, Fachwissen, Engagement usw.) optimal einbringen. Die Moderation kann von externen Beratern oder von eigenen Mitarbeitern des Unternehmens durchgeführt werden, wenn diese nicht in das Thema involviert sind. Denn nur so bleibt die Neutralität des Moderators gewährleistet. Um dieses zu erreichen muss die Moderation systematisch (alle Arbeitschritte laufen logisch ab), strukturiert (alle Arbeitsschritte sind sinnvoll in sich gegliedert) und offen (jegliche Manipulation ist zu unterbinden) erfolgen.
Welchen Rahmen benötigt eine gute Moderation?
Neben den organisatorischen Rahmenbedingungen (vernünftige Räumlichkeiten, störungsfreies Arbeiten, leibliches Wohl usw.) ist vor allem eines wichtig: eine glaubwürdige und vertrauensvolle Führungs- und Kommunikationskultur sowohl innerhalb der Arbeitssitzung als auch als Grundeinstellung im täglichen Miteinander.
Für eine Arbeitssitzung bedeutet das:
Was macht denn der Moderator?
Der Moderator sollte sich als Dienstleister verstehen. Er unterstützt die Arbeitsgruppe, ihre Ziele zu definieren und zu erreichen. I.d.R. übernimmt der Moderator Vorbereitung, Leitung und Nachbereitung der Arbeitssitzung.
Aufgaben des Moderators
Welche Fähigkeiten braucht ein Moderator?
Ein Moderator sollte natürlich über Erfahrungen mit Gruppenarbeit verfügen, mit den gängigen Präsentationsmedien vertraut sein, Kenntnisse in Gesprächsführung besitzen und Konflikte und Blockaden lösen können, aber die wichtigsten Eigenschaften sind Offenheit und Ehrlichkeit. Ohne diese Eigenschaften können Sie weder glaubwürdig auftreten, noch werden Sie das Vertrauen der Gruppe bekommen, welches Sie aber für ein erfolgreiches Arbeiten unbedingt brauchen. Wenn Sie als glaubwürdig und vertrauensvoll angesehen werden, dürfen Sie auch Fehler machen, ohne dass Sie deshalb sofort in Frage gestellt werden.
Und noch ein Tipp:
Spielen Sie keine Rolle, von der Sie annehmen, dass die Gruppe "ihren" Moderator so haben möchte. Seien Sie einfach Sie selbst, stehen Sie zu Ihren Ecken und Kanten, denn Gruppen durchschauen Schauspieler schneller als man denkt.
Was Moderation nicht ist:
Schon anhand dieser kurzen Einführung in das Thema Moderation ist erkennbar, dass die o.g. Vorgehensweise bei dem Eingangsbeispiel zur Festlegung eines Moderators nicht optimal ist. Sicher spricht nichts dagegen, bei einer kurzfristig einberufenen Sitzung so zu verfahren. Aber bei langfristig geplanten Arbeitssitzungen (z.B. Strategiesitzungen) ist der Einsatz eines Moderators sicherlich überlegenswert.
Dirk Richter